Highly Sensitive: Kreuzweg eines Hochsensiblen
Vorwort
Der wirkliche Grund, weshalb die meisten von uns mit gesenktem Haupt durch ihr Leben gehen und wieso sich unser aller Blicke kaum noch begegnen, ist, dass unsere Seelen leiden.
Einen Menschen zu beeinflussen heißt, ihm die eigentliche Sinnlichkeit seiner Seele zu verderben. Sodann verlernt er, in seiner eigenen Natürlichkeit zu denken, und hört damit auf, die ihm in die Wiege gelegten Begabungen zu entfalten. Sein Ahnenwissen bleibt ihm dadurch verborgen. Sehnsüchte sind eine Folge dieser anmaßenden Einflussnahme. Die entsprechend subjektivierten Wahrheiten werden plötzlich zu Träumereien einer misslungenen Realität. So erklingt der Mensch als Echo der Musik eines anderen, als Teil eines irren, fremden Schauspiels abseits der eigenen Bestimmung. Dabei liegt der Sinn allen Lebens in der freien Selbstentfaltung. Wir alle sind hier, um uns zu vervollkommnen und unsere schöpferische Natürlichkeit zu entwickeln. Auferlegte Wahrheiten verwüsten und verwässern uns bloß. Von Furcht erfüllt, lenken wir Menschen uns aus Angst vor dem Tod mit den Erscheinungen des Lebens ab. So ist uns die Pflicht des Seins zur sündhaften Schuld erwachsen. Unsere Seelen dürsten still nach dem genauen Gegenteil, doch wir haben die Demut verwirkt – weil wir von Sanftheit und Beherztheit als Gottesgen nichts gewusst haben. Da- rum wurde die Liebe zum Schrecken, der die Grundlage gesellschaftlicher Moral ist, und die eigene Göttlichkeit zur Ehrfurcht vor Gott, welche das Geheimnis der Religion ist. Das sind die zwei Dinge, die uns degenerieren lassen; Hochsensibilität dagegen ist die Erkenntnis, die uns regenerieren wird. Denn feststeht, Hochsensibilität war einstmals eine grundlegende, natürlich angelegte Begabung des Menschen. Wir haben uns selbst dieses wundervollen Sinnes beraubt und sind taub und blind geworden für unsere besondere Empfindsamkeit.
Beginnen wir bei uns selbst, ehe wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Alles, was uns begegnet, ist, weil es durch unsere Sinneswahrnehmung und unser Bewusstsein geht, auch Teil von uns selbst. Geradedeshalb ist bewusste Achtsamkeit dermaßen wichtig. Sie ist es, die die Verzerrungen des Geistes überwindet und die Stürme der Gefühle beruhigt, denn im Erkennen der naturwüchsigen Spiegelungen können Ärger und Seelengift, all der Schrecken, ja sogar die Macht des Terrors ihre Wirkung verlieren und in Selbstannahme, Frieden und Liebe münden – am Anfang unserer Zukunft.
Chris Novi (Author), Barbara Kaudelka, Kai Peterson (Narrator)
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